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Baubeschreibung

Der Burghof

Im Zentrum der Hügelkuppe befindet sich der Innenhof der Kernburg, ein scheinbar unbebauter, etwa 20×30m großer Platz. Hinweise auf einen von der älteren Forschung postulierten Brunnen konnten bisher keine gefunden werden, wobei ein solcher am wahrscheinlichsten in Form einer durch Regenwasser gespeisten Filterzisterne bestanden hat. Im Zuge der Forschungsgrabung 2015 konnte festgestellt werden, dass weite Teile des ursprünglich wohl in Form einer Steinpflasterung vorhandene Hofbodens entfernt und bis auf den darunter anstehenden Felsen abgegraben wurde. Reste des dabei entstandenen Aushubmaterials konnten 2016 auf bereits verfallenem und mit Humus überlagerten Schutt südwestliche des Hofes dokumentiert werden. Dies legt nahe dass der ursprüngliche Burghof in der jüngeren Vergangenheit, möglicherweise im Zuge der Nutzung der Burg als Steinbruch, bereits zerstört wurde.

Burgruine Ried, Baualterplan

Der Bergfried

Im Südosten des Kernwerkes befinden sich die baulichen Reste eines Rundturms, welcher anhand des Mauertechnik spätestens in der erste Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Sein Durchmesser beträgt ca. 10,5 m bei einer Mauerstärke von 1,80 m im ersten Stock, wobei der Turm grabenseitig in den stumpfen Winkel einer bereits bestehenden (älteren) Mauer gestellt wurde. Die Mauertechnik zeichnet sich durch der Einzellage verhaftetes, grobblockiges Bruchsteinmauerwerk aus, wobei die Quader der Aussen- und Innenschale aus örtlichem Kalkstein gefasst sind. Die sogenannte Mauerspeise - das Kernmauerwerk - wurde Lage für Lage mit der Schale abgeglichen und zeigt stellenweise einen opus spicatum-artigen Versatz. Die Oberflächen des Turmes waren bauzeitlich mit einem pietra rasa-artigem Verputz gestaltet, indem das Fugennetz mit dem Rücken der Kelle gezeichnet wurde.

Burgruine Ried, Rundturmruine mit freigelegtem Hocheinstieg wärend der archäologischen Grabung 2013, Foto: FIALE

Hofseitig, nach Nordwesten gerichtet, befindet sich ein mit Flyschsandstein gefasster Hocheinstieg. Darunter positionierte Balkenkanäle indizieren eine hölzerne Erschließungskonstruktion mit Plattform. Infolge eines Brandes waren die Balkenlöcher funktionslos und wurde vermauert. Westlich, oberhalb des Hocheinstieges zeichnen die baulichen Reste ein ungefasstes Trichterfenster nach.

Baualterplan mit Befunden im Bereich des Rundturm

Im Zuge der archäologischen Grabung im April 2011 wurde östlich des Hocheinstiges eine weitere, mit Sandstein gefasste Öffnung freigelgt. Aufgrund der relativ geringen Tiefe dieser Öffnung von nur ca. 0,60 m könnte es sich um eine Fensternische mit Sitzgelegenheit für den Aufenthalt in der warmen Jahreszeit handeln.

Freigelegt wurde auch der Mauerzug eines im Westen an den Rundturm angestellten Gebäudes. Das Mauerwerk lässt sich aufgrund der angewandten Mauertechnik nur allgemein in das 14. Jahrhundert datieren. Der Mauerzug bildet nach ca. 3 m eine Ecke aus, in der die Reste einer in Sandstein gefassten Öffnung, wohl ein Portal oder Fenster dokumentiert werden konnte.

Luftaufnahme des Bergfrieds und Ringmauer 2020, Foto: Veronika Neubauer

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Die Ringmauer

Freigelegte Ringmauer mit Brandspuren, 2012

Das beinahe runde Kernwerk wird durch einen polygonal geführte Ringmauer umschlossen. Wie die Morphologie (Geländestrukturen), Laserscanns (LiDAR) und die spärlichen obertägigen baulichen Reste zeigen, lehnten sich an ihn, dicht gedrägt einzelne Gebäude, wodurch in der Mitte der Fläche ein Hof gebildet wurde. Im Osten deuten zwei parallel geführte Mauerzüge auf das Vorhandesein eines rechteckigen Gebäudes hin.

Im Zuge der archäologischen Grabung im April 2011 wurde durch Zufall erstmals ein "größerer" Abschnitt der Ringmauer aufgedeckt. Der angetroffene Befund zeigt, dass der spätromanische runde Bergfried in den stumpfen Winkel des Berings gestellt wurde.

In der archäologischen Grabung 2012 wurde schließlich die Ringmauer in einer Sondierung auf gesamter Mauerstärke von ungewöhnlichen 2,70 m freigelegt. Leider reichten die aufgedeckten Befunde abermals nicht für eine genauere Datierung des Mauerwerks und so kann der Mauerzug nur relativchronologisch und aufgrund der Versatztechnik als hochmittelalterlich angesprochen werden.

Der Zwinger

Abschnitt der westlichen Zwingermauer.

Der Ringmauer wurde in einer späteren Bauphase eine polygonal verlaufende Zwingermauer gesetzt. Diese kann aufgrund der Mauertechnik in die Mitte des 14. Jahrhundert datiert werden kann. Als Baumaterial kamen auch Spolien - Werksteine aus Sandstein und andere, sekundär wiederverwendetet Materialien, wie vereinzelte Gewölbeziegel oder glasierte Bodenfließen - zum Einsatz. Dies deutet auf einen größeren Umbau der Burganlage hin. Die Mauerstärke der Zwingermauer beträgt nur etwa 0,8m. Im Westen des Kernwerkes ist noch ein etwa 20 m langer aufrechter Abschnitt erhalten.

Reste der spätmittelalterlichen Zwingermauer.

Der Zwinger beginnt im Süden und verläuft der Kante der Hügelkuppe, polygonal geführt über Westen bis nach Norden, wo sich die Reste der Mauer im Schutt verlieren.

Die Vorburg

Das Gelände der südlich gelegenen Vorburg - auf der mehrere Geländeterrassen erkennbar sind - ist im Süden ein künstlich geschütteter Schildwall vorgelegt. Von diesem Schildwall beginnend wird das Kernwerk von einer Wall-Graben-Anlage umschlossen, die besonders im Süden noch stark ausgeprägt ist.

Blick über das Vorburgareal, von der Turmruine aus gesehen.

Im Norden ist der Graben soweit mit Schutt aus dem Kernwerk gefüllt, dass die Außensicherung nur mehr als Geländestufe in Erscheinung tritt. Der Schildwall, sowie die anschließenden Wälle werden von einer nur ca. 1 m starken Bruchsteinmauer bekrönt, die heute nur mehr wenige Steinscharen hoch erhalten ist. Dieser Befund lässt sich wohl gemeinsam mit dem Zwinger in das 14. Jahrhundert einordnen, wenngleich nähere Aussagen ohne archäologische Untersuchung nicht möglich sind.

 

Letzte Änderung am 8. Dezember 2023