Geschichte
Die Ursprünge
Die Ursprünge der Herrschaftsbildung in Ried am Riederberg sind eng mit dem ab 1033 nachweisbaren Freisinger Amt Ollern verbunden. Sowohl das Hochstift Freising als auch die Passauer Bischöfe versuchten aufgrund der Nähe zu eigenen Besitzungen eine Lehenshoheit der Burg Ried durchzusetzen, was jedoch ohne nachweisbare Erfolge blieb.
Mitte des 12. Jahrhunderts tritt zum ersten mal ein babenbergischer Ministerial namens Konrad, der sich nach Ried (am Riederberg) nennt, als möglicher Gründer der Burg in Erscheinung. Die Gründe für die Herrschaftsbildung könnten in Zusammenhang mit dem Bedeutungsverlust der unweit in Tulbing ansässigen Ministerialengeschlechter als auch einer Bedeutungszunahme der Riederbergstraße nach Wien stehen - welche allerdings erst 1408 urkundlich nachweisbar ist.
Die Kuenringer
Als Nachfolger treten die Kuenringer um das Jahr 1200 als Besitzer der Burg in Erscheinung.
Hadmar II. von Kuenring1 lässt 1211 die Kapelle von Ried – wobei nicht zu klären ist, ob sich diese in der Burg, im Umfeld oder im Ort befand – durch Bischof Manegold von Passau aus der Pfarre ausgliedern. Diese Verbesserung der selsorglichen Situation könnte als wichtiges Indiz für die Bildung eines Herrschaftsmittelpunkts durch die Kuenringer hindeuten.
Sein Enkel2 teilte die ursprünglichen Interessen am Sitz nicht mehr und tauschte die Herrschaft im Jahr 1256/59 mit Herzog König3 gegen die Belehnung mit Rossatz und der Pfandschaft für Zwettl. 1280 liesen sich seine Söhne Leudolt I. und Heinrich IV. von Kuenring den Tausch von König Rudolf I. von Habsburg urkundlich Bestätigen.
Die "Schenken von Ried"
Als Besitzer folgte 1285 der vermögende Landschreiber4, der die Burg von Rudolf I. als Pfand bekam. Der Status als landesfürstliches Pfand endet erst 1381 mit der Umwandlung in ein Lehen. Bis dahin unterscheidet sich der rechtsgeschichtliche Status grundlegend von anderen Herrschaftsbildungen, da die Burg nicht als Lehen verliehen sondern als Pfand durch den Herzog vergeben wird (MARIAN, Adel).
Durch Konrad's Tochter Adelheid glangte die Burg an Otto von (Kloster-)Neuburg, aus der Linie der Kahlenberger, der sich darauf als Schenk von Ried bezeichnete. Unter vermutlich mehrmaligem Verlust und Wiedererlangung der Burg (=Pfand) durch Verpfändung und Rechtsstreitigkeiten stirbt das Geschlecht mit Hans dem Schenken von Ried Anfang des 15. Jahrhunderts aus.
Otto, der Schenk von Ried (* vor 1270; † um 1310)
Begründer des Geschlechts der Schenken von Ried ist Otto von Neuburg 1286, Schwiegersohn des Konrad von Tulln.
Konrad war Landschreiber der Steiermark und stand in der Schuld des Habsburger Herzog Rudolf nach dem Feldzug gegen Herzog König Ottokar II. Přemysl im Jahr 1278.
Durch die Heirat von Konrads Tochter Adelheid gelangt Otto von Neuburg, der sich auch nach Kahlenberg nannte, in den Besitz der Burg Ried und des Titels des Pincerne – des Schenken, worauf sich das Geschlecht über vier Generationen bis zu seinem Aussterben 1413 als Schenken von Ried bezeichnet. Woher dieser Titel kam wurde bereits in der älteren Forschung kontrovers diskutiert. Mittlerweile ist davon auszugehen, das der Titel nicht, wie früher postuliert, durch die Kuenringer an der Burg haftete, sondern im familiären Umfeld der Kahlenberger zu suchen ist (MARIAN, Adel).
Johannes, der Schenk von Ried (* vor 1300; † vor 1340)
Albrecht, der Schenk von Ried (* vor 1340; † 1367)
Wie schon sein dem herzoglichen Hof sehr nahestehende Vater, Johannes I. Schenk von Ried, tritt auch Albrecht sehr früh in den Fürstendienst ein. Er wird findet ab 1357 als Pfleger der landesfürstlichen Burg Weitenegg Verwendung und ist 1358/59 für kurze Zeit landesfürstlicher Hofmeister. Ab 1363 tritt er, wie schon sein Vater, als Forstmeister von Österreich, in Erscheinung.
Johann II. Schenk von Ried (* vor 1367; † 1413)
Sein Sohn Hans tritt darauf erstmals 1398 und die folgenden Jahre - wieder als Forstmeister - auf. Auffällig sind dabei zwei Sachverhalte - als erstes eine offensichtlich große, ab 1400 eintretende Verschuldung welcher durch Grundverkäufe und Pfändungen entgegengewirkt wird, zweitens die Benutzung eines neuen Wappens - nicht dem bisherigen Familienwappen. Auf den Siegeln und Petschaften ist es als Tatzenkreuz auf einem Schild zu erkennen.
Denkbare Ursachen könnten in Verbindung mit dem Deutschen Orden oder der Beteiligung am Kreuzzug gegen die Osmanen unter König Sigismund von Ungarn sein, wobei Hinweise darauf fehlen.
Unter Hans wird 1381 die Herrschaft gegen einen Pfand von 1.900 Pfund Wiener Pfennig in ein herzogliches Lehen umgewandelt.
Er wird 1410 als Hauptmann von Laa genannt.
Ende als Adelssitz
Hans stirbt 1413, seine Witwe Walburga heiratet darauf einen Pollheimer und bringt die Burg als Morgengabe mit. 1420 wird sie erneut als Witwe genannt und tritt in einen Orden ein. Die Burg fällt in einem Tausch an Erzherzog Albrecht IV., wobei nicht bekannt ist, wer darauf mit der Burg belehnt oder als Pfleger betraut wurde.
Womöglich wurde die Burg bereits zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Bewirtschaftet. Sein Sohn Ladislaus Postumus beurkundet 1457, in seinem Todesjahr, in einer Besitzurkunde die Burg als Burgstall - wahrscheinlich war die Burg bereits verödet - was zugleich die letzte bekannte Nennung der Burg darstellt.
Das Waldamt Ried
1498 verpfändet Kaiser Maximilian I. die Lehen Elsbach und Ried seinem Pleger zu Steier, Andre Crabat von Lapitz.5 Darauf folgend scheint Ried bis ins 17. Jahrhundert nur als Waldamt auf, welches zur Herrschaft Rappoltenkirchen gehört.
Urkunden
Urkundliche Nennungen der Burg Ried am Riederberg beziehungsweise deren jeweiliger Besitzer.
Literatur
- Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld (phil. Diss. Wien, 2015, S. 320-348)
- Thomas Kühtreiber: Adelssitze im Tullnerfeld - eine Spurensuche In: Adelskultur in der "Provinz": Das Niederösterreichische Tullnerfeld als mittelalterliche Kulturlandscharf (12.-14. Jh.), Krems, 2016, S. 80
- Richard Perger: Kahlenberger, Heiligenstädter und Schenken von Ried. In: Jahrbuch des Vereines der Stadt Wien, Band 17/18, Horn 1962.
- Wilhelm Twerdy: Beiträge zur Geschichte des Wienerwaldes. 2. Band, Budapest; Schwarzach; Bruck a.d. Leitha: Heimat-Verlag, 1998, S. 264-267, S. 514-518
- Hadmar II. von Kuenring, Personen Lexikon, Gedächtnis des Landes [↩]
- Albero V., Personen Lexikon, Gedächtnis des Landes [↩]
- Ottokar II. Přemysl, Personen Lexikon, Gedächtnis des Landes [↩]
- Konrad von Tulln, Personen Lexikon, Gedächtnis des Landes [↩]
- Urkunde 1491 II 07, Österreichisches Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv [↩]