Die Burg Ried am Riederberg
Ried und Umgebung befand sich um 1033 im Besitz des Hochstiftes Freising. Die Burg selbst - welche sich ca. 800 m südlich des Ortes auf einem bewaldeten Bergsporn befindet - dürfte dem derzeitigen Forschungsstand zufolge im 12. Jahrhundert entstanden sein.
Als möglicher Gründer kommt der babenbergische Ministerial Konrad um 1170/80in Frage. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts kommen die Kuenringer unter ungeklärten Umständen in den Besitz der Burg, Hadmar II. erreicht 1211 die Loslösung der Kapelle in Ried aus dem Pfarrverband von Sieghartskirchen. Sein Enkel Albero V. teilte die ursprünglichen Interessen am Sitz nicht mehr und tauschte die Herrschaft im Jahr 1256/59 mit König Ottokar II. gegen die Belehnung mit Rossatz und der Pfandschaft für Zwettl. 1280 liesen sich seine Söhne Leudolt I. und Heinrich IV. von Kuenring den Tausch von König Rudolf I. von Habsburg urk. bestätigen.
Als Besitzer folgte 1285 der vermögende Landschreiber Konrad von Tulln, der die Burg von Rudolf I. als Pfand bekam. Durch seine Tochter Adelheid kam die Burg an Otto von (Kloster-)Neuburg, aus der Linie der Kahlenberger, der sich darauf als Schenk von Ried bezeichnete. Unter vermutlich mehrmaligem Verlust und Wiedererlangung der Burg durch Verpfändung und Rechtsstreitigkeiten stirbt das Geschlecht mit Hans dem Schenken von Ried Anfang des 15. Jahrhunderts aus. Das Pfand gelangt darauf zurück an den Landesfürsten.
Im Jahre 1421 und 1457 wird die Burg bereits als öde bezeichnet, was das Ende als Sitz kennzeichnet. Seither blieb die Burg offenbar verfallen und wurde nicht mehr aufgebaut, sie diente wohl auch als Steinbruch, allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit nicht für das zeitgleich mit dem Verfall der Burg errichtete ehem. Franziskanerkloster Sancta Maria in Paradyso in Ried.
Literatur
- Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld (phil. Diss. Wien, 2015, S. 320-348)
- Thomas Kühtreiber: Adelssitze im Tullnerfeld - eine Spurensuche In: Adelskultur in der "Provinz": Das Niederösterreichische Tullnerfeld als mittelalterliche Kulturlandscharf (12.-14. Jh.), Krems, 2016, S. 80
- Astrid Steinegger: Ein Riemenverteiler mit pseudo-arabischer Inschrift von der Burgruine Ried am Riederberg In: Adelskultur in der "Provinz": Das Niederösterreichische Tullnerfeld als mittelalterliche Kulturlandscharf (12.-14. Jh.), Krems, 2016, S. 135
- Richard Perger: Kahlenberger, Heiligenstädter und Schenken von Ried. In: Jahrbuch des Vereines der Stadt Wien, Band 17/18, Horn 1962.
- Wilhelm Twerdy: Beiträge zur Geschichte des Wienerwaldes. 2. Band, Budapest; Schwarzach; Bruck a.d. Leitha: Heimat-Verlag, 1998, S. 264-267, S. 514-518
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Die Ausgangssituation
Die Windbrüche der letzten Jahre (Orkan Kyrill 2007, Sturmtief Paula & Orkan Emma 2008) und die dringende Beseitigung des Bruchholzes, sowie Wind und Witterung haben dazu beigetragen, dass die wenigen baulichen Reste der Burg stark gefährdet waren.
Besonders die baulichen Reste der romanischen Rundturmruine, die aufgrund der Mauertechnik in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert werden kann, waren akut bedroht.
Archäologische Maßnahmen
Im April 2011 fand erstmals in Kooperation mit der Firma ARGIS - Archäologie Service eine archäologische Denkmalschuitzgrabung am Kernwerk, mit Schwerpunkt an der romanischen Turmruine und der spätgotischen Zwingermauer statt. Im April 2012 konnten Reste des Berings bzw. einer Schildmauer mit einer beeindruckenden Mauerstärke von 2,7 m (vermutlich 1. H. d. 13. Jh) freigelegt werden.
Im März 2013, Mai 2014, Oktober 2015, August 2016 und April 2018 wurden in Kooperation mit dem Verein FIALE weitere Bereiche an der Turmruine, des Burghofs sowie angrenzender Gebäude freigelegt und dokumentiert.
Im Oktober 2019 wurden in Kooperation mit der ASINOE GmbH die Forschungen fortgesetzt.
Open-Data
Alle dokumentierten Funde und die dazu gehörenden Schichten sind als Open-Data Datenbank öffentlich zugänglich: data.burgried.at
Dokumentation des Bestands
Im Vorfeld von denkmalpflegerischen Maßnahmen am Mauerwerk steht immer die akribische Dokumentation des Ist-Zustandes. Durch die Kartierung des Mauerwerks können wichtige Rückschlüsse auf Entstehungszeit und (Um-)Bauphasen gewonnen werden. Im Falle der Rundturmruine konnten so die Reste eines Sandstein-Maßwerk gefassten Hocheinstiegs und mehrere, in einer spätere Umbauphase wieder verschlossenen, Balkenlöcher der ursprünglich hölzernen Zugangssituation dokumentiert werden.
Weg vom Sanieren hin zur Ruinenpflege
Mit nur einer Handvoll freiwilligen Helfern und ohne größere finanzielle Mittel ist es den Mitgliedern gelungen, über die Sommermonate bis in den Herbst 2010 den Bestand der stark bedrohten Turmruine zu sichern. In Absprache mit dem Bundesdenkmalamt und unter archäologischer Betreuung wurde das bestehende Mauerwerk konsolidiert und besonders bedrohte Bereiche in denkmalpflegerisch vertretbarem Ausmaß ergänzt.
Aufgrund des großen und kritischen Interesses der ausführenden Mitglieder entwickelten sich die anfänglich noch sehr klassisch mit stark hydraulischem Trass-Sumpfkalkmörtel begonnenen Sanierungsarbeiten zu einer laufenden Ruinenpflege des Bestandes mit trocken gelöschtem Kalkmörteln die einerseits eine bestandsverträgliche Konsoldierung als auch die hohen optischen Ansprüche im Sinne einer zeitgemäßen Denkmalpflege erfüllen: anstelle von grauer Waschbetonoptik die gezielte Pflege des Objekts ohne es zu verändern.
Downloads
- Grabungsbericht 2012 (B. Arnold, O. Fries, G. Fuchs, L. Grzywacz)
- Jahresbericht 2011 (O. Fries BA)
- Jahresbericht 2010 (O. Fries BA)
- Sanierungskonzept Bergfried 2010 (O. Fries BA)